THEY CALL ME MAMA
Soundinstallation
Mariendom Linz 18.7-1.9.2024 Kunststoffrohrsystem
5 Lautsprecher
Soundfiles:
Epitaph Flucht 20min
Epitaph Amazonas 7min
Epitaph Gelber Pfeilgiftfrosch 7min
Cosmopilitischer Dschungel 7min
Cosmopolitische Crowds
In der aktuellen Installation THEY CALL ME MAMA verbindet Katharina Struber den Innenraum des Mariendomes über eine Audioinstallation mit der „Außenwelt“. Aus einer Öffnung im Gewölbe des Kapellenkranzes ragt ein Rohr, das sich in fünf einzelne pinkfarbene Rohre verzweigt. Diese winden sich über die Emporenbrüstung und Kanzel – als Ort des Hörens im Kirchenraum – und laden die Kirchenbesucherinnen und -besucher ein, den Stimmen und Klängen aus den Trichtern zu lauschen.
Familie als Beziehungsgeflecht und globale Fürsorgegemeinschaft
THEY CALL ME MAMA thematisiert Familie als Beziehungsgeflecht jenseits der Kernfamilie und der biologischen Herkunftsfamilie, als „sich verwandt machen“ in Form einer globalen Fürsorgegemeinschaft. Die Rauminstallation verbindet auf metaphorischer Ebene den Mariendom mit der Außenwelt und thematisiert – auch im Sinne der Schöpfungsverantwortung – die Notwendigkeit der Fürsorge für den Planeten Erde, insbesondere für die bedrohten und gefährdeten Lebewesen. Aus einem Rohr dringt eine Stimme, die die Liste der dokumentierten, auf der Flucht nach Europa umgekommenen Menschen des Jahres 2024 vorliest. Aus zwei anderen Rohren kommen die Laute des vom Aussterben bedrohten Gelben Pfeilgiftfrosches, das Knistern von Feuer, das Fallen von Bäumen. Sie stehen beispielhaft und assoziativ für das leise Sterben von Menschen auf der Flucht nach Europa, für Klimawandel und Artensterben. Aus weiteren zwei Rohren dringen die Geräusche von feiernden Menschen, die sich auf allen Kontinenten versammeln.
Im Kontext der Reihe DonnaStage und der Frage nach Familienbildern wurde Katharina Struber durch die amerikanische Biologin Donna J. Haraway und ihr 2022 auf Deutsch erschienenes Buch „Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän“ zu der Installation inspiriert. Die Autorin fordert darin eine neue Symbiose von Menschen, Tieren und Pflanzen – zum Wohle des Planeten. Das Wort „MAMA“ im Titel der Rauminstallation steht als vertraute und liebevolle Bezeichnung für Mutter zugleich für Fürsorge und Verantwortung.
„Viele von uns kennen die Begegnungen mit Menschen in einer offensichtlich benachteiligten Lebenssituation. Oft sprechen mich Hilfesuchende mit MAMA an, um eine direkte Verbindung herzustellen. Ich habe meinen inneren Widerstand, der dabei entsteht, untersucht und in ein Verhältnis zu dem Konzept ‚des sich verwandt machens‘ von Donna J. Haraway gesetzt“, so die Künstlerin über ihr Werk.
„Was mir gefällt: Die Installation von Katharina Struber fügt sich wunderbar in den Raum ein, mit Materialien, die dem Raum fremd sind. Es geht um Kommunikation zwischen einem Oben und einem Unten, einem Außen und einem Innen. Durch die Stimmen gelingt es, eine sehr weite Welt, die gleichzeitig schön und bedrohlich ist, von außen in den Raum zu holen. Man muss sich die Zeit nehmen, das zu hören und kann sich davon berühren lassen. Es ist kein Aufruf, die Welt zu verändern, aber es ist ein Aufruf zum Mitgefühl“, so Gustav Schörghofer SJ, Rektor der Jesuitenkirche Wien I., Juryvorsitzender des Msgr. Otto Mauer Preis